Tag 3 und 4: Ecuador – Land der Gegensätze
Gleich am Morgen ging es nach einem schnellen Marktfrühstück (Encebollado – eine gezwiebelte Fischsuppe und Kochbananenchips) ins Hauptquartier der Kooperative Asosumaco nach Loreto. Hier gibt es
eine Aufbereitungsanlage, eine Waschstation, Trockenbetten und einen Röster. Asosumaco röstet Robusta und Arabica für den lokalen Markt. Ich durfte gemeinsam mit dem Verantwortliuchen vor Ort
einen Batch Robusta rösten. Das Kooperativenzentrum war voller Leben: Am Sonntag liefern die Campesinos immer Kaffee und Kakao an und machen sich gleich an die Verarbeitung (entpulpen, waschen,
sortieren, trocknen, rösten).
Bei Asosumaco wurden wir noch zu einem kräftigen Mittagessen eingeladen: Es gab Maite - In Kochbanane eingewickelter gegrillter Tilapia (Fisch) mit Yucca.
Fotos: Henning Heide
Danach ging es von Loreto weiter vorbei an Coca. Wir fuhren an unzähligen Erdölplattformen und Ölpalmenplantagen vorbei. Mit Regenwald hat das leider nichts mehr zu tun! Direkt neben einer
Plattform liegt jedoch das Naturreservat Limoncocha, eine wunderbare Lagune. Bei einer Bootsfahrt waren wir von den unzähligen Vögeln, verschiedenen Affenarten und der intakten Natur sehr
angetan. Im Anschluss haben wir mehrere Kleinbauern in der Region besucht. Neben einer Subsistenzwirtschaft bauen die Campesinos Kaffee und Kakao an.
In dieser Region gab es noch vor wenigen Jahren mehrere Kooperativen. Nach dem versiegen von Projektgeldern vom Staat, den Petroleros oder NGOs sind leider wieder alle bis auf Asosumaco
verschwunden, darunter auch eine Frauenkooperative mit mehr als 2000 Mitgliedern, die wir noch 2015 besuchten und intakt erschien. Durch dieses Verschwinden hat Asosumaco mittlerweile ein
riesiges Einzugsgebiet, das fast bis an die peruanisch- kolumbianische Grenze ganz im Nordosten Ecuadors reicht.
Fotos: Henning Heide
Genächtigt haben wir in einem einfachen Hotel in Sacha, der Heimatstadt des Präsidenten von Asosumaco, dem freundlichen Wilson Yanez, der uns nun auf unserer weiteren Reise begleitet.
Bereits um fünf Uhr morgens ging es weiter Richtung Osten, immer tiefer in den Amazonas, vorbei an der Erdölstadt Shushufindi, vielen weiteren Erdölplattformen und der 180 km² Ölpalmenplantage
Palmeras del Ecuador – Hier lebte außer den Palmen einfach nichts mehr. Das Frühstück holten wir um sieben Uhr nach. Diesmal habe ich das Huhn verweigert und wir haben Ei, Kochbananen und Reis
gegessen. Petro Amazonas, ein nationaler Erdölkonzern, unterstützt Asosumaco und organisiert für uns die Transporte am Fluss. Aus westlicher Sicht ist dies ein klarer Widerspruch. In Ecuador gibt
es eben nicht immer nur Schwarz und Weiß. Die Erdölfirmen zerstören den Amazonas und stellen im Gegenzug riesige Projektgelder für die indigenen Kommunen zur Verfügung. Sie bauen Schulen,
Straßen, Kommunalzentren, Kinderspielplätze, stellen Agrartechniker zur Verfügung und bringen uns zu den Kaffeebauern. Eine verrückte Welt. Nach einer TV-Sicherheitsunterweisung fahren wir mit
einem 200 PS Boot von Petro Amazonas mit unglaublichem Speed (65km/h) auf dem Rio Aguarico immer weiter gen Osten und stoppen bei mehreren Shuar und Quichhua Kommunen um deren Kaffeefelder zu
besichtigen. Die Petroleros übernehmen die Transporte kostenfrei für den Kaffee der Indigenen, so sind sie erstmals nicht auf Zwischenhändler angewiesen und können bessere Preise erzielen.
Erst am frühen Abend erreichten wir die Millay Lodge am Río Cuyabeno. Am Flussufer tobten Aras, Tucane, Adler, Pavos, Falken und unzählige Affenarten. Die Millay Lodge wurde von Quichua errichtet
und wird von Ihnen selbst verwaltet. Vor dem dem Einschlafen gaben die Brüllaffen noch ein wunderbares Konzert. Vor dem Duschen am Morgen, überraschte mich eine Schlange im Bad.
Weil sich in diesem Grenzgebiet zu Kolumbien auch Drogenbanden ihr Unwesen treiben, mussten wir unsere Ankunft in diesem Gebiet bereits vor der Abreise aus Europa dem Militär und der Polizei
melden. Trotzdem wirkte es sehr entspannt hier.