Der Donnerstag war ein Reisetag. Es ging zuerst per Schnellboot und dann zu Land vom Yasuní über Coca nach Tena.
Erst am Freitag besuchten wir das Kichwa Dorf Rukullakta mit der Kaffeekooperative Wayakuri.
Wir importieren erstklassigen Robusta von dieser Kooperative. Vor vier Jahren war ich das erste Mal hier und die Veränderungen sind beeindruckend. Das selbstverwaltete Dorf hat zum ersten Mal
eine Frau zum Häuptling gewählt. Der vorige Häuptling ist nun Präsident der Kaffeekooperative. Hier wird Kaffee nicht in Monokultur, sondern in der CHAKRA angebaut. Jede Familie hat 1-4 ha Land
und bewirtschaftet diese in einer Mischkultur wie man sie nirgendwo sonst findet. 50-130 verschiedene Pflanzen tummeln sich pro Hektar. Kaffee und Kakao wird verkauft, während alle anderen Nutz-
und Medizinalpflanzen der Ernährung der Familie dienen. Die Qualität des Robusta wird hier jedes Jahr noch ein Stück besser und zählt mittlerweile zu den besten der Welt! Die Kooperative hat ein
neues Verarbeitungszentrum mit Entpulper, Washing Station, Dreschmaschine und einem nagelneuen Röster. Natürlich haben wir gleich gemeinsam geröstet und ein geeignetes Robusta-Profil für den
lokalen Markt erarbeitet. Es ist einfach großartig, wie hier Wissen aufgesaugt und innerhalb der Kommune weitergegeben wird. Für mich ist das hier das faszinierendste Kaffeeprojekt, das ich
kenne!
Fotos: prem frischkaffee
Am Nachmittag gab es ein Meeting mit der GIZ, Vertretern des Landwirtschafts- und Umweltministerium, einer italienischen NGO, von Rukullakta und uns. Noch nie habe ich in Ecuador so viele
motivierte Menschen an einem Tisch gesehen. Ziel ist u.a. ein CHAKRA-Siegel zu schaffen um den Mehrwert gegenüber einem normalen Bioanbau herauszuarbeiten. Wir als prem frischkaffee werden
zukünftig mehr Robusta von Rukullakta ins Sortiment nehmen, als Blend und vielleicht sogar reinsortig – schließlich zählt er zu den besten der Welt!
Am Samstag waren wir bei Jatary, eine Kichwa Kommune, die ebenso wie Rukullakta über eine Aufbereitungsanlage für Kaffee verfügt und Robusta in CHAKRAs anbaut. Auch von Jatary haben wir bereits
Robusta Co-importiert. Die Qualität ist mit dem von Rukullakta ebenbürtig. Zu Mittag gab es einen Folklore-Tanz der Jugend und ein Mittagessen mit Fisch aus dem Napo und Chonta-Maden, dazu Yuka,
serviert und gegart in einem Bananenblatt.
Fotos: Henning Heide
In der Nacht von Samstag auf Sonntag gab es ein schweres Erdbeben der Stärke 78,0 ca. 600km südöstlich von hier in Peru. Wir sind alle aufgewacht, weil auch alles gebebt hat. Sogar im 1200km vom Epizentrum entfernten Bogotá war das Beben noch zu spüren. Da das Epizentrum im dünn besiedelten Amazonasgebiet war, hoffe ich, dass die Schäden gering sind. In Ecuador gab es Starkregen und durch das Erdbeben sind viele Straße verschüttet. Wir wollten heute morgen nach Quito, derzeit gibt es aber kein Durchkommen. Am späteren Nachmittag waren die Straßen frei und wir haben es nach Quito geschafft.
Morgen geht es zurück nach Europa. Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis alle Eindrücke verarbeitet habe, bin aber schon jetzt unglaublich froh diese Reise gemacht zu haben und werde den
Rohkaffee am kommenden Rösttag mit noch mehr Respekt anfassen.
Vielen Dank für‘s Mitlesen!